Zucker, Tabak und Manufaktur in Göteborg

Die Geschichte Göteborgs des 19. Jahrhunderts ist vor allem von der Industrialisierung der Stadt, ihrem Bevölkerungswachstum, den Auswanderern, dem Aufschwung der Schifffahrt, insbesondere dem Wachstum der Werften und den Amerikafahrten, und der Arbeiterbewegung gekennzeichnet. Nach einem Jahrhundert des Wohlstandes beginnt sich die Gesellschaft Göteborgs allerdings auch in zwei Gesellschaftsschichten zu teilen und der Unterschied zwischen arm und reich wird immer deutlicher.

Spinnerei in Gårda

Das Ende der Kriege Napoleons führte Göteborg allerdings auch in eine erste Depression und das Handelsmonopol der Ostindien-Kompanie ging zu Ende. Auch das neue Gesetz, das besagte, dass innerhalb des Wallgrabens nur noch Steinhäuser gebaut werden durften verursachte Probleme, denn nur wer Kapital hatte, konnte es sich ab dem 19. Jahrhundert noch leisten im Zentrum Göteborgs zu wohnen. Noch heute kann man die Folgen dieser Entwicklung entdecken, da die Häuser und Wohnungen der reichen Schicht immer noch eine Größe haben die für die Mehrheit der Stadtbewohner finanziell nicht zugänglich sind.
 
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden zahlreiche der heute noch bestehenden Patrizierhäuser im Zentrum der Stadt erbaut, wobei mehrere der Gebäude ab dieser Zeit auch Miethäuser für den gehobenen Mittelstand wurden. Zur gleichen Zeit wurde der frühere Marktplatz am Gustav Adolf Torg zum Kungstorget verlagert und die Gebäude am Platz wurden für die Stadtverwaltung reserviert. Wer sich kein Steinhaus leisten konnte, also Handwerker, kleinere Händler und vor allem Arbeiter, musste vor allem in Randgebieten Göteborgs, also außerhalb des Gebietes das sich innerhalb des Wallgrabens befand, bauen oder mieten. Ende des Jahrhunderts wurden dann auch die Prachtstraßen Vasagatan und Kungsportsavenyn erbaut, beide außerhalb des Wallgrabens.
 
Außer der Schifffahrt, die das ganze Jahrhundert über von großer Bedeutung für Göteborg war, entwickelte sich vor allem Mitte des 19. Jahrhunderts auch das Bankenwesen in Göteborg da die wirtschaftliche Entwicklung auf Kredite baute. Die Schifffahrt, die während der vorigen Jahrhunderte die Kanäle benutzte, verlagerte sich ab Mitte des Jahrhunderts an den Älvstrand, vor allem Skeppsbron und das Stenpiren, wo auch größere Schiffe anlegen konnten als in den engen Kanälen und eine Million Auswanderer den Weg nach Amerika antraten. Frachtschiffe transportierten vor allem Eisen und Holz, was dazu führte, dass der Järntorget in diesem Jahrhundert von Bedeutung wurde. In diser Zeit wurde auch der Göta Älv befestigt und der Schiffbau in Göteborg ließ die Werften der Stadt zu den größten in ganz Europa anwachen.
 
Mitte des 19. Jahrhundert entwickelten sich in Göteborg dann zahlreiche Spinnereien, wobei diese Spinnereien und andere Industrien Wasserkraft benötigten. Sie mussten sich daher an den wenigen fließenden Nebengewässern Göteborgs ansiedeln, was den Stadtteil Gårda zu einem einzigen, großen Industriegebiet machte. Parallel hierzu entwickelten sich jedoch die Zuckerraffinerie und vor allem die Werften mit der Göteborgs Mekaniska Verkstad weiterhin. Die Eigentümer der meisten Unternehmen waren Deutsche, Engländer und Schotten die auch für einen Absatz der Waren in den eigenen Ländern sorgen konnten.
 
Ende des 19. Jahrhunderts entstanden dann zudem die bedeutendsten städtischen Werke, die oft auf einer privaten Initiative aufbauten. Straßenbahn, Gaswerk, Elektrizitätswerk und andere Unternehmen gingen auf Göteborg über, was der Stadt erhebliche Einkünfte brachte. Parallel dazu entwickelte sich in Göteborg weiterhin mit Hilfe von Stiftungen und privaten Initiativen Bibliotheken und Museen. Aber auch Forschung, Gesundheitsversorgung und musikalische Aktivitäten entwickelten sich ausschließlich durch ein Mäzenat und Stiftungen. Selbst die Technische Universität Chalmers, die 1829 gegründet wurde, entstand durch eine private Initiative und ist noch heute eine Stiftung. Aber auch Bibliotheken, Kultureinrichtungen, Miethäuser und anderes mehr entstanden in dieser Zeit in Göteborg dank verschiedener Stiftungen.