Lucia in der schwedischen Tradition

Auch wenn Lucia mit ihrer Lichterkrone und ihrem Gefolge zu den relativ jungen Traditionen Schwedens gehört und in der heutigen Weise nur bis zum Jahr 1927 zurückverfolgt werden kann, so gehen die tatsächlichen Lucienfeiern bis weit in die vorchristliche Zeit Schwedens zurück, in die Zeit als in Schweden der Gregorianische Kalender noch nicht galt und der 13. Dezember, die Luciennacht, noch die längste Nacht des Jahres war.

Luciafeier 2010 in Liseberg

Schon vor dem Jahr 1753, als in Schweden noch der Julianische Kalender galt, war die Luciennacht die Lichternacht. Die Bevölkerung glaubte, dass in dieser Nacht alles Böse in der Dunkelheit lauert und man daher nicht schlafen darf, sondern die Lucienwache halten muss. In der Luciennacht wurde daher gefeiert, was sich ohnehin anbot, da man an diesem Tag das Weihnachtsschwein schlachtete, denn am Lucientag sollten alle aufwendigen Vorbereitungen für das Weihnachtsfest abgeschlossen sein und das Schlachten des Schweines für den Weihnachtsschinken war gewissermassen die letzte bedeutende Vorbereitung auf das Weihnachtsfest.
 
Das, was man heute als Lucienfest betrachtet, entstand nachweislich im Laufe des 19. Jahrhundert in Västra Götaland, und wenig später im Värmland, und hat sich erst zu Beginn des 20. Jahrhundert in ganz Schweden verbreitet. Im Laufe der rund hundert Jahre seiner Existenz hat das Fest und Lucia jedoch mehrere Wandlungen erlebt.

Die Lucientruppe

Die ersten Lucienfeiern in Schweden, die schon damals sehr wenig mit den Traditionen Siziliens zu tun haben, wo Lucia wirklich herstammt, waren der gehobenen Schicht des Landes vorbehalten. Lucia trug ein weißes Kleid und eine Lichterkrone, die vermutlich aus Deutschland übernommen wurde, wo bei Weihnachtsspielen junge Mädchen als Christuskind eine goldene Krone trugen. Dies ist zumindest die einzige logische Erklärung die man bisher fand.
 
Im Laufe des 19. Jahrhunderts verbreitete sich der Brauch immer mehr unter der gesamten Bevölkerung und Lucia tauchte in allem möglichen Abwandlungen mit einem unterschiedlichen Gefolge auf. Das älteste Mädchen der Familie wurde Lucia und brachte den Eltern das Frühstück ans Bett, in Schulen und Kindergärten wurde eine Lucia gewählt und selbst an vielen Arbeitsstellen tauchte die Gestalt Lucias auf, was in der Regel auch mit Glögg und Lussebullar, einem Hefegebäck, verbunden war.

Die gekrönte Lucia 2010

Auch heute hat noch jedes Dorf und jede Stadt in Schweden seine Lucia, was jedoch mehr und mehr zu einem Wettbewerb wird, wobei die Organisation der Luciafeier meist von den Tageszeitung oder einem Verein übernommen wird. In Städten kann man die Krönung der Lucia nur verfolgen, wenn man Eintritt bezahlt und auch die Konzerte in Kirchen sind nur noch gegen eine Abgabe zu verfolgen. Lediglich während der mehrwöchigen Vorbereitungen zum Lucientag kann man die Lucientruppe gemeinsam drei bis vier Lieder singen hören.
 
Am Lucientag wird, wie am Ersten Advent, am Abend auch zu Hause ein kleines Fest gefeiert, wobei man hier ein besonderes Essen zubereitet und natürlich Lussekatter isst und dazu Glögg, den schwedischen Glühwein, trinkt.
 
In Göteborg beginnen die Vorbereitungen zum Lucienfest bereits im Oktober, wobei die Gruppe der sieben ausgewählten jungen Frauen während der letzten drei Wochen vor der Krönung täglich bis zu zehn Termine absolvieren müssen. Die Krönung selbst fand viele Jahre lang im Vergnügungspark Liseberg statt, von wo aus die Truppe dann in der Kutsche und mit Fackelzug zum abendlichen Konzert in die Vasakirche aufbrach. Sämtliche Einnahmen, außer dem Eintritt in Liseberg, die Lucia mit ihrem Gefolge ersangen, gingen an einen gemeinnützigen Verein, der bedürftige Kinder unterstützt. Heute findet die Krönung leider nicht mehr öffentlich statt, aber die Konzerte blieben erhalten.