Die Schwedische Ostindien-Kompanie
Die Geschichte Göteborgs im 18. Jahrhundert ist geprägt von der Ostindien-Kompanie, die innerhalb von 74 Jahren 132 Expeditionen nach Asien, vor allem nach China, ausrüstete und damit einen Teil des internationalen Großhandels nach Göteborg brachte. Das erste Schiff der Ostindien-Kompanie verließ Göteborg bereits im Jahr 1732, ein Jahr nach seiner Gründung und das letzte kam 1806 im Hafen mit seiner Last im Hafen der Stadt an. Vor allem die Funde der bei der Einfahrt in die Flussmündung des Göta Älv gesunkenen Götheborg im Jahre 1745 vermittelte Archäologen bedeutende Kenntnisse über Art und Ausmaß des Handels. Die gesunkene Götheborg wurde vor einigen Jahren mit Originalwerkzeug nachgebaut und unternahm dann erneut mehrere Reisen nach China, aber auch in zahlreiche andere Länder.
Auch wenn die Ostindienkompanie mehrere Schiffe verlor und noch mehr Seeleute wegen tödlichen Krankheiten in China, oder auch auf dem Meer, zurücklassen musste, blühte in diesem Jahrhundert der Handel in Göteborg. Die Ostindienkompanie hatte zahlreiche Teilhaber aus England, die sich ebenfalls in Göteborg niederließen und hier die Industrialisierung Göteborgs vorantrieben, wobei diese auch ein Verbindungsglied zu England waren, das, auf Grund der Blockade durch Napoleon, selbst keine Waren mehr direkt aus Asien importieren konnte, sondern um diese Zeit den Umweg über Göteborg nutzten. Die internationalen Auktionen fanden im Gebäude der Ostindienkompanie an der Norra Hamngatan statt, dort, wo wir heute das Städtische Museum finden. Vor allem die Blockade Napoleons auf dem Festland verhalf Göteborg im 18. Jahrhundert zu einer wirtschaftlichen Vormachtstellung in Europa.
Aber Göteborg machte in diesem Jahr auch auch eine andere Entwicklung durch, da mehrere Großbrände die Gebäude der Teilhaber und Direktoren der Ostinidienkompanie in der Norra Hamngatan und der Södra Hamngatan total zerstörten. Aus diesem Grund gab man die bis dahin dominante, wenn auch unerwünschte, Holzbauweise auf und es entstanden die heute noch sichtbaren Prachtbauten aus Stein, die den Großen Hafenkanal Stora Hamnkanalen begleiten. Auch wenn diese Entscheidung seine Vorteile hatte, so bedeutete dies auch dass sich im Zentrum Göteborgs nur noch wohlhabende Personen ein Haus leisten konnten, da das Bauen mit Granit oder Ziegel weitaus teurer war als der Bau von Holzhäusern.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich auch, vor allem Dank englischer und schottischer Einwanderer, die allgemeine Industrialisierung Göteborgs nach englischem Vorbild, insbesondere dort wo man heute das Kulturreservat Klippan findet, wo bereits die schwedische Ostindienkompanie ein Lagerhaus erbaut hatte, das man hoch heute dort entdecken kann. Allein die Tabak- und Zuckerindustrie beschäftigte in jener Zeit über 5% der Stadtbevölkerung. In der gleichen Zeit begann auch der Heringsfang zu blühen und verschaffte auch den Seeleuten und Fischern einen guten Gewinn. Göteborg wurde in dieser Zeit durch seine aktive Handelstätigkeit die für Europa bedeutendste Stadt Schwedens.
Im selben Jahrhundert siedelten sich, außerhalb der damaligen Stadt, immer mehr Arbeiter an und es entstanden die heutigen Stadtteile Haga, Majorna und Masthugget, wobei ein Teil Hagas allerdings bereits Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden war, wenn auch in weitaus kleinerer Form. In diesen Stadtteilen entstanden in der goldenen Epoche der Ostindienkompanie, unter anderem, Spinnereien, Brauerein und Werften und große Mengen an Eisenerz wurden exportiert, was jedoch eine große Armut unter einer bedeutenden Bevölkerungsschicht nicht verhindern konnte da Arbeiter sehr schlecht bezahlt wurden. Mehrere der mit Handel reich gewordenen Kaufleute Göteborgs begannen daher Stiftungen in die Wege zu leiten, die dann das Errichten von Armenschulen und Armenhäusern erlaubten. Selbst das Sahlgrenska Universitätskrankenhaus verdankt sein Entstehen einer dieser Stiftungen.
Mit dem Ausbruch der französischen Revolution, den Folgen des langen Krieges in Europa und schließlich der Freigabe des europäischen Handels mit Indien und China ging die Epoche der schwedischen Ostindiengesellschaft zu Ende, die bereits seit 1803 mit erheblichen finanziellen Problemen zu kämpfen hatte und seit dieser Zeit keine Gewinne mehr verteilen konnte.