Die Mittlere Steinzeit im Raume Göteborgs
Wenn man Göteborg bis in die Mittlere Steinzeit zurück verfolgen will, also die Zeit zwischen etwa 14.000 vor Christus und 5000 vor Christus, so muss man sich eine damalige Landkarte völlig anders vorstellen als heute, denn als das Inlandseis ab 14.000 v. Chr. zurückwich war der Wasserstand um etwa 25 Meter höher als heute. Das Gebiet des aktuellen Göteborgs bestand zu jener Zeit nur aus einigen kleinen Inseln und das Meer erstreckte sich in Form eines Sunds bis zum Vänern.
Die ersten Menschen, die man im Einzugsbereich von Göteborg auf Grund von archäologischen Funden nachweisen konnte, befanden sich auf den Anhöhen bei Orust und drangen kaum weiter als bis zum Gamla Lödöse vor. Die Landschaft war eine Tundra, die zu Beginn der Mittleren Steinzeit noch von Eisbären und Rene bevölkert war. An der Küste gab es Wale, Delphine und Seehunde.
Auf Grund der damaligen Witterung ist es unwahrscheinlich, dass sich die ersten Fischer und Jäger sich gegen 10.000 vor Christus bereits fest in den Gebieten um Göteborg ansiedelten, sondern vermutlich mehr das Leben von Nomaden führten. Woher diese ersten Fischer und Jäger kamen, kann auf Grund der geringen menschlichen Knochenfunde in Westschweden nicht bestimmt werden, ebensowenig, ob sie in Gruppen oder nur vereinzelt auftraten.
Die geringen Funde aus jener Zeit erzählen die Geschichte des Menschen zu jener Zeit nur sehr unvollständig und lassen daher fast jede Interpretation zu. Wenn man jedoch die Funde auf einer Karte einzeichnet, so kann man feststellen, dass sich bereits im Laufe der mittleren Steinzeit Menschen in Askim und einem Teil von Västra Frölunda befanden, also an den höchsten Stellen des Göteborger Raumes.
Die Funde werden ab etwa 9000 vor Christus etwas häufiger, was vermutlich auf den Rückgang des Eises und das Vordringen verschiedener Tiere zurückzuführen ist. In dieser Epoche besiedelten vor allem Wildschwein, Hirsche und Auerochse die Tundra, wo sich langsam auch eine höhere Vegetation installierte, da Vögel Samen aus den südlicheren Bereichen einführten. Parallel zu dieser Entwicklung fand man zahlreiche Werkzeuge, die für die Steinzeit typisch waren und vor aus Jagdwaffen wie Speere und Harpunen bestanden.
Dort wo man Knochen und Gräten zusammen mit Werkzeugen fand, was auf eine menschliche Aktivität schließen lässt, fand man auch in großer Zahl Reste von pflanzlicher pflanzlicher Nahrung wie Nüssen, Hagebutten und Äpfel. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass bereits die Menschen jener Zeit eine abwechslungsreiche Nahrung einnahmen.
Leider lassen die Funde jedoch nur wenige Rückschlüsse auf das tatsächliche Leben jener Menschen zu. Da man kaum menschliche Gebisse aus jener Zeit fand, die einen Rückschluss auf die Ernährungsart zulassen, weiß man daher nicht, ob Tiere vor allem wegen ihrem Fleisch gejagt wurden oder aus der Notwendigkeit sich Kleidung zu beschaffen. Ebenso wenig ist bekannt, ob die ersten Siedler bereits gezielt Büsche mit Nahrung in ihrer Umgebung pflanzten oder sich die Pflanzen auf andere Weise in gewissen Gegenden ausbreiteten.
Bemerkenswert sind die Skelette von Delphinen, die während der Mittleren Steinzeit eine wichtige Nahrung waren, denn während man Fischfanggeräte und Knochen fand, waren bei Delphinen und bei größeren Fischen keinerlei Köpfe zu entdecken. Sicher ist daher, dass diese Köpfe eine besondere Symbolik für die Menschen der Mittleren Steinzeit hatten, aber die wahre Bedeutung bleibt uns verschlossen und erlaubt daher jede Art von Spekulation.
Ein weiteres Rätsel gibt der Fund eines Hundegrabes auf, das man am Hornborgasjön fand, das etwa 9000 vor Christus angelegt wurde und damit das älteste Hundegrab Schwedens ist. Dieser Fund lässt darauf schließen, dass der Hund bereits zu jener Zeit ein Haustier war und damit als das erste schwedische Haustier bezeichnet werden kann. Aber auch hier bleibt uns verschlossen, wie dieses Haustier nach Schweden kam, da Haushunde bereits 20.000 Jahre früher zwischen Russland und Frankreich nachgewiesen werden können und in Deutschland ein Hundegrab gefunden wurde, das auf 14.000 vor Christus datiert werden kann.
Ein letztes Rätsel aus der Mittleren Steinzeit Westschwedens sind Funde, die beweisen, dass die Menschen ab etwa 8000 vor Christus bereits über Boote verfügten. Da man jedoch nur noch unbedeutende Reste der Boote und Werkzeug entdeckte, die zum Bootsbau dienten, kann man nicht sagen, wie groß diese Boote waren, ob sie dem Transport oder dem Fischfang dienten und wie häufig sie während der Mittleren Steinzeit waren.
Sicher liegend noch viele Zeugen dieser Epoche in der Erde verborgen, aber die Chancen sie zu finden sind gering, da heutige landwirtschaftliche Maschinen, Kräne, Raupen und andere Geräte diese Funde eher zerstören als sichtbar machen. Die bisherigen Funde reichen jedoch nicht dazu aus, um zu beweisen, dass im Raume Göteborg während der Mittleren Steinzeit kontinuierlich Menschen lebten und bieten keinen Hinweis, dass es während der Mittleren Steinzeit hier bedeutende Ansiedlung gab.